Einen Patienten besuchen

Alzheimer im Freundeskreis

Du willst einen dementen Angehörigen besuchen? Dann bereite Dich ein wenig darauf vor. Es wird bei dem Besuch nicht um Dich gehen, sondern darum, Deinem Angehörigen eine schöne Zeit zu bereiten. Versuche also Deine Alltagssorgen und Deinen Zeitdruck zu Hause zu lassen.

Um die Begrüßung zu vereinfachen mach direkt deutlich, in welchem Verhältnis ihr beide steht, z.B. „Hallo Oma!“ oder „Schau mal, da ist ja unser lieber Herr Nachbar!“. Es kann passieren, dass der Betroffene Dich nicht gleich erkennt und fragt: „Wer sind Sie denn?“. Versteh das bitte nicht als Beleidigung. Natürlich ist das unangenehm, aber wie gesagt, es geht hier im Moment nicht um Dich. Beantworte die Frage klar und füge direkt eine kleine Erklärung hinzu, z.B. „Liebe Oma, ich bin Deine Enkelin, Steffi. Weißt Du, die kleine Tochter von Deinem Sohn Paul.“ oder „Lieber Herr Müller, ich bin Ihre alte Nachbarin, Frau Meyer. Wissen Sie noch, wir haben 25 Jahre in der Xy-Straße nebeneinander gewohnt.“ Mit einer solchen Erklärung, kann der Betroffene Dich leichter einordnen.

Auch wenn Du selten kommst, musst Du kein schlechtes Gewissen haben. Hauptsache Du machst es! Selbst Menschen, die jeden Tag kommen, werden manchmal mit den Worten „Dich habe ich ja lange nicht gesehen!“ begrüßt. Mach Dir also nichts draus, wenn dieser Vorwurf kommt. Ein „Ja genau, aber jetzt bin ich hier!“ hilft. Man muss nicht erklären, warum man keine Zeit hatte, oder was einen alles abgehalten hatte.

Nach der Begrüßung beginnt der „schwierige“ Teil Deines Besuchs. Wie beginnt man ein Gespräch oder was kann man gemeinsam tun? Das ist natürlich sehr vom Zustand und der Tageslaune abhängig. Überlege Dir vorher, was Du erzählen könntest. Denke an einfache Geschichten, die möglichst mit gemeinsamen Verwandten/Bekannten oder mit gemeinsam Erlebtem zu tun haben. Erzähle langsam und gestenreich. Vielleicht bringst Du sogar ein Foto oder etwas anderes mit, das Deine Geschichte lebendig macht – nach dem Motto: „Schau mal, was ich neulich beim Aufräumen gefunden habe…“ . Erspare dem Betroffenen die 100 Urlaubsfotos Deiner letzten Wanderreise.

Vielleicht schaffst Du es, dass Dein Angehöriger etwas erzählt. Dann höre zu! Motiviere durch einfache Rückfragen mehr zu sagen. Wundere Dich nicht, wenn das Gesagte wenig/keinen Zusammenhang hat. Versuch einfach aufmerksam zu bleiben!

Versuche bei Deinem Besuch zeitlich flexibel zu sein, damit Du Dich ganz auf den Betroffenen und seine Stimmung einlassen kannst. Schaue nicht ständig auf Deine Uhr und stelle Dein Handy aus. Widme Deine Zeit bei diesem Besuch einzig dem Patienten. Auch wenn Du nicht lange bleiben kannst, musst Du das nicht unbedingt ankündigen. Beginne einfach rechtzeitig, Dich zu verabschieden.

Der Abschied sollte deutlich vollzogen werden, also mit richtiger Umarmung oder Handschlag und Winken an der Tür. Es kann auch vorkommen, dass der Betroffene nach dem Besuch ebenfalls nach Hause gehen möchte – siehe hierzu den Beitrag „von zu Hause nach Hause“.

 

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